Gefühlt war die Entwicklung des Menschen in tausenden Jahren doch immer gleich und doch tragen unsere Lebensgewohnheiten in der heutigen Gesellschaft zu gravierenden Veränderungen bei. Bewegungsarmut und eine einseitige, meist nach vorne gebückte oder sitzende Alltagstätigkeit hinterlassen ihre Spuren und äußern sich in Form von Verspannungen, Gelenk- & Rückenschmerzen bis hin zu internistischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes – die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Was haben diese Erscheinungen mit der Evolution zu tun und wie können wir unseren Alltag gestalten, um dem entgegenzuwirken?
Das Heranwachsen
Wir werden geboren und besitzen als Säugling weder ausreichend Muskulatur und feste Strukturen im Körper, noch die kognitiven Fähigkeiten unseres Gehirns, um diese mit komplexen Bewegungsmustern anzusteuern. Über Monate bauen sich diese Muster in uns auf. Der Drang nach Bewegung, das ständige Ausprobieren als Kleinkind, führt schließlich dazu, dass wir uns mit ca. 6 Monaten gegen die Schwerkraft auf den Bauch drehen können. Wir lernen krabbeln, werden mobil, ziehen uns hoch und mit ca. einem Jahr lernen wir zu laufen. Diese Entwicklungsphase unseres Körpers mit dem Aufbau von Muskulatur, der Ausprägung unserer Knochendichte und der kognitiver Bewegungsmuster, angeregt vom Trieb nach Entdecken und Bewegen, dauert ca. bis zum 25 Lebensjahr. Was die Evolution nicht berücksichtigt hat sind Spielkonsolen und Social Media, die dem Heranwachsenden ebenfalls dabei unterstützen, seinen Entdeckungstrieb zu befriedigen. Leider bleiben die dafür angedachten körperlichen Entwicklungsschritte dabei auf der Strecke, so dass viele Jugendliche und junge Heranwachsende ihre körperlichen Entwicklungspotenziale heute nicht mehr voll entwickeln. So oder so – es kommt zum Wendepunkt der Entwicklung, von dem an der Körper darauf ausgerichtet ist, die erreichte körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.
Muskulatur – use it or lose it!
Rund 20km lief der Höhlenmensch und blickt man einige Generationen zurück, waren bei unseren Vorfahren mit körperlicher Arbeit auf dem Feld und im Bergwerk immer ausreichend Reize für unsere Muskulatur vorhanden, damit diese dem Körper erhalten blieb. Heute läuft der Durchschnitts-Deutsche noch rund einen Kilometer am Tag und befindet sich – getrimmt durch Schule, Uni und Arbeitsleben – den Tag über meist in einer nach vorne gebückten oder sitzenden Alltagshaltung. Schmerzmittel und Antibiotika helfen uns, die Zeichen des Körpers zu betäuben, und verlängern unsere Lebenserwartung im Gegensatz zu den früheren Generationen deutlich. Der Körper verliert durch die fehlenden Belastungsreize seine Muskulatur und damit einen ganz wichtigen „Gesundmacher“. Denn was viele nicht wissen ist, dass die Muskulatur neben dem Ausführen der Bewegungen viele weitere Aufgaben im Körper besitzt.
Hierzu zählt u.a. die Stabilisation der Gelenke und des Rückens, die Aktivität des Stoffwechsels und damit die Basis für das Verbrennen überschüssiger Kalorien aus der Ernährung bis hin zum Anregen der Organaktivität über das Ausschütten sogenannter „Myokine“, die auch als Gesundheits-Botenstoffe bezeichnet werden. Die Muskulatur formt den Körper und hat auch einen direkten Einfluss auf das Immunsystem.
Durch den Bewegungsmangel verliert unser Körper nach dem Heranwachsen pro Jahr ca. 1% seiner Muskulatur in Form von Kraft (Muskelvolumen) und Verkürzungen (Muskellänge). Letzteres führt nicht nur dazu, dass wir uns die Socken und Schuhe beim Älterwerden nicht mehr bequem anziehen können, sondern auch zu einer verschlechterten Körperhaltung im Stehen und im Sitzen. Verspannungen im Nackenbereich sind hierfür oft die dazugehörige Folge. Für viele Menschen endet diese Entwicklung in der Sarkopenie – dem altersbedingten Muskelverlust, der zwar oft als „normale Alterungserscheinung“ hingenommen wird, jedoch durch regelmäßiges Training leicht positiv zu beeinflussen ist.
Wirksame Trainingsreize gegen den Muskelverlust
Immer mehr Menschen integrieren deshalb regelmäßiges Gesundheitstraining in ihren Alltag, um dem Verlust ihrer Muskulatur vorzubeugen. Das gesundheitsorientierte Training unterscheidet sich dabei vom klassischen Fitnesstraining primär dadurch, dass keine konkreten Leistungsziele verfolgt werden, sondern die Effekte gezielt auf den Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit ausgelegt sind.
Hierzu reichen bereits 2 Besuche in 10 Tagen aus, wenn die Intensität des Trainings und die Auswahl der Übungen richtig dosiert wird. Um mit dem gesundheitsorientierten Training nachhaltig erfolgreich zu sein, sollte deshalb ein Anbieter mit entsprechendem Fachpersonal aufgesucht werden.
Zwar wird auch Alltagsaktivität immer wieder als wichtiger Erfolgsfaktor zum Muskelerhalt genannt, jedoch reicht unser Bewegungsvolumen hierfür meist nicht aus. Intensive Trainingsreize lösen im Körper Regenerationseffekte aus, von denen man bis zu 96 Stunden profitiert. Die ideale Kombination heißt also: Regelmäßiges Gesundheitstraining + aktiver Alltag!
Zum Autor
Yannik Hoenig ist ausgebildeter Sport- & Fitnesskaufmann, Rehatrainer und Gesundheitscoach. Seit 15 Jahren motiviert er in der Sportwelt Rosbach gemeinsam mit einem Team von Personal Trainern, Physiotherapeuten, Fitnesstrainern und Ernährungsberatern Menschen dabei, selbst für ihre Gesundheit aktiv zu werden. Als Autor veröffentlicht er hierzu Artikel in Fachmagazinen und referiert als Speaker auf Kongressen.